Geschichte der Beetovenschule


1. Planung einer Nordstadtschule

 

 

Durch das starke Wachsen der Nordstadt gab es zu Beginn der sechziger Jahre eine echte Schulraumnot. Bis dahin standen nur die Waldeck-Schule und die Ekkehardschule als Bildungsstätten für den Nordstadtbereich zur Verfügung. 

Im März 1964 wurde im Singener Gemeinderat die Planung einer Nordstadtschule begonnen. Im Auftrag des damaligen Oberbürgermeisters Herrn Theopont Diez hatte Stadtbaudirektor Ott zwei Planungsvarianten ausgearbeitet, die „nach rationellen und funktionellen Gesichtspunkten gestaltet waren und die typische Ottsche Handschrift als Planer trugen“, wie der Südkurier damals schrieb. Die Schule sollte 30 Räume, davon 18 Klassenzimmer, eine Pausenhalle als Verbindungstrakt zur Turnhalle und auch die erforderlichen Nebenräume für Geräte, Hausmeister u.a. erhalten.

Das Raumprogramm für die neue Schule wurde beschlossen, doch stritt der Gemeinderat heftig über die Frage eines Architektenwettbewerbs.  

 


2. Schwierigkeiten während der Planungsphase

In einer zweiten Sitzung Ende März wurde ein Architektenwettbewerb verworfen, weil man unter einem enormen Zeitdruck stand. Die neue Schule sollte bereits 1965 fertig sein. Das Bauamt wurde mit der Planung der Nordstadtschule beauftragt. 

Bereits im Mai wurden weitere Details im Gemeinderat beschlossen. Aus heutiger Sicht ist interessant, dass man sich damals für ein Flachdach entschied, weil dies endlich eine andere städtebauliche Form repräsentiere. OB Diez bemerkte: „dass Singen zwar als moderne Stadt gelte, in den öffentlichen Bauten aber sehr konservativ sei.“

Im Oktober 1965 wurden die Gesamtkosten der neuen Schule mit 5.767.000,- DM kalkuliert und eine Bauzeit  von 30 Monaten erwartet. 

Im April 1966 gab es eine weitere heftige Debatte im Gemeinderat. Ein Gutachten, das im Auftrag der Oberfinanzdirektion bei der Technischen Hochschule Stuttgart in Auftrag gegeben und zunächst dem Gemeinderat vorenthalten wurde, sorgte für Aufregung. In diesem Gutachten wurde ein Geländedefizit festgestellt (man hatte als Sportstätte den Ziegeleisportplatz nicht einbezogen). Außerdem wurden die „unmaßstäblichen Prunktreppen“ angeprangert und die Planung wurde kritisiert, dass „die Schule den modernen Erfordernissen des Schulhausbaus in keiner Weise Rechnung trage“. Auch die zu hohen Baukosten „über dem Durchschnitt in Südbaden“ wurden bemängelt.

Das Gutachten war aber erst bekannt geworden, nachdem der ursprüngliche Plan mit dem Oberschulamt und der Oberfinanzdirektion in einer Reihe von Punkten abgeändert worden war. So war dies zwar ein Ärgernis für den Gemeinderat, aber die Planung wurde nicht weiter korrigiert. 

 


3. Die Bauphase


Nach den langen und zähen Vorplanungen konnte endlich im August 1966 mit dem Bau begonnen werden.

Auf einem Bild von 1967 kann man die Konturen der Schule im Rohbau erkennen

Im März 1968 wurde der Baufortschritt im Singener Gemeinderat stark kritisiert. „Bei diesem Bautempo fühlt man sich als Stadtrat veräppelt“ stellte Stadtrat Ekkehart Binkert fest und OB Diez erklärte, dass die Stadt bei diesem Projekt von einigen Handwerkern im Stich gelassen wurde.

4. Die Namensgebung

Für die Namensgebung gingen, auch aus der Bevölkerung, 46 Namensvorschläge ein.

 

 

Hier die Sammlung der Namensvorschläge: 

 

 

Am 18.09.1967 hat der Gemeinderat der Stadt Singen beschlossen „der neuen Schule in der Nordstadt den Namen „Beethovenschule“ zu geben.“

Diese Benennung wurde am 5. Oktober 1967 vom Oberschulamt Freiburg bestätigt.


5. Die Inbetriebnahme

Am Montag, dem 9. September 1968 wurde die Beethovenschule in Betrieb genommen. 525 ehemalige Schüler der Waldeck-Schule und der Ekkehardschule traten zum ersten Mal ihren Schulweg in die neue Schule an. Das Lehrerkollegium setzte sich aus ehemaligen Lehrern der  zwei genannten Schulen zusammen, dazu kamen  zwei Lehrer aus Gottmadingen.

Die Klassenzimmer wurden zum Schuljahresanfang noch fertig gestellt. In den Nebenräumen waren noch die Handwerker mit den letzten Arbeiten beschäftigt, die Südfassade war eingerüstet und musste noch verputzt werden. 

Die Raumnot der Volksschulen war mit diesem Tag für den Moment vorüber. Der neue Rektor, Herr Hans Kauder, teilte mit, dass die Kapazität der Beethovenschule fast ausgelastet sei. Zu den 525 Schülern wurden eine Woche nach Schulbeginn noch 153 Erstklässler erwartet, so dass die Gesamtschülerzahl bei 678 lag. 


6. Die Schuleinweihung

Fast ein Jahr nach der Aufnahme des Schulbetriebs wurde die Beethovenschule offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Am 19. Juli 1969 erfolgte die Einweihung, gleichzeitig mit der Entlassfeier der Neuntklässler. 

Oberbürgermeister Theopont Diez und Schulrat Adolf Ohmer vom Staatlichen Schulamt Konstanz waren zur Einweihung gekommen. OB Diez betonte, dass die Schulraumnot in der Nordstadt zum ersten Mal seit Jahren behoben sei. Die Schule sei nur abschnittsweise zu beziehen gewesen, weil die Zeit gedrängt habe. Die Außenanlagen werden erst bis zum Herbst fertig gestellt sein. 

Am Ende des ersten Schuljahres waren bereits 715 Schüler in der Beethovenschule. Es wurden für das nächste Schuljahr 170 Erstklässler erwartet und damit eine Gesamtzahl von mehr als 800 Schülern. 

Am Ende der Feierstunde erhielten die Entlassschüler und -schülerinnen ihre Abschlusszeugnisse. 

 

Einladung zur Einweihung- und Entlassfeier:



7. Die Fertigstellung

Ansicht der Südseite nach der Fertigstellung der Außenanlagen im November 1969:

 

 

Abrechnung:

Nach Fertigstellung sämtlicher Bauteile und Einrichtungen konnte die Stadt Singen folgende Abrechnung vorlegen:

 

Abrechnung Beethovenschule

 

 

Kostenvoranschlag in DM

Endgültige Kosten in DM

Grundstückskosten

511 000,00

434 670,13

Schulbaukosten

4 384 500,00

3 116 125,64

Turnhallenbaukosten

872 000,00

700 587,74

 

5 767 000,00

4 251 383,51

 

 

 

Kosten für 

Einrichtung 

 

209 976,84

Gesamt

 

4 461 360,35

 

Gegenüber dem Kostenvoranschlag betragen die Wenigerausgaben:

 

1 515 616,49 DM  = 26,28 %


8. Das Kunstwerk

In einem Wettbewerb unter Künstlern aus der Region wurde der Entwurf des Tuttlinger Bildhauers Roland Martin mit dem Titel „Personengruppe“ ausgesucht. Die Aluminium-Plastik schmückt bis heute den Freiraum südlich der Schule 

 

Auszug aus dem Gemeinderatsprotokoll vom 06.August 1970:

 


9. Die Beethovenschule als Notkrankenhaus

Da die Beethovenschule zu Zeiten des so genannten „Kalten Krieges“ gebaut wurde, mussten besondere Vorkehrungen getroffen werden. In der damaligen Zeit der Bedrohung zwischen Ost und West wurde noch mit einer kriegerischen Auseinandersetzung gerechnet. Für einen Katastrophenfall wurde die Beethovenschule als Not-Krankenhaus präpariert. Davon zeugen bis heute die weiß gekachelten Flure. Die kleinen Kammern für das Reinigungspersonal sind eigentlich Fahrstuhlschächte. Es wurden nur Zwischenböden eingebaut. Die zweiflügeligen Türen sind so breit, dass im Notfall ein Krankenbett in den Fahrstuhl geschoben werden könnte. Im Keller existierte ein ganzer OP-Saal mit Schleuse.